…und was wir dagegen tun können
Vielleicht hast du selbst schon mal davon geträumt: eine gute Fee, ein Dschinn oder ein Kobold taucht plötzlich vor dir auf und will dir drei Wünsche erfüllen? Was würdest du dir wünschen?
„Mein Haus, mein Auto, mein Boot…?“
Ich bin deine gute Fee und erfülle dir 3 Wünsche!
Die Erfüllung unserer Wünsche ist in unseren Köpfen sehr eng mit unserem persönlichen Glücksempfinden verbunden. Wir glauben, dass wir glücklich sein werden:
- wenn wir erst den perfekten Partner gefunden haben
- wenn wir den aufregenden Job oder die gut bezahlte Beförderung erhalten haben
- wenn wir in unserem Häuschen im Grünen wohnen
- wenn wir abgenommen haben
- wenn …
Haben wir all das dann schließlich erreicht stellen wir nicht selten ziemlich ernüchtert fest, dass sich an unserem Glücksempfinden nicht viel geändert hat – ja, vielleicht sind wir sogar unglücklicher als vorher.
Wie kommt es, dass wir zu wissen glauben, was uns glücklich macht, dann aber doch so oft daneben liegen?
Wovon hängt unser Glück ab?
Zunächst einmal müssen wir uns klarmachen, wodurch unser Glück überhaupt beeinflusst wird:
Denn entgegen unserer ersten Intuition, dass unser Glück von den äußeren Umständen abhängig ist, sind es zu 50% unsere Gene, die unser Glücksempfinden bestimmen. Die äußeren Umstände hingegen sind nur 10% für unser Glück verantwortlich. Bleiben ganze 40%, die wir komplett selbst in der Hand haben. (vgl. „The how of happiness“ von Sonja Lyubomirsky http://thehowofhappiness.com/ )
Einflussfaktoren auf unser Glücksempfinden
Das ist insbesondere deswegen so wichtig, da es zum Teil vielleicht auch erklärt, warum wir als Gesellschaft immer unglücklicher werden, obwohl es uns, zumindest wirtschaftlich betrachtet, so gut geht, wie nie zuvor.
Sei vorsichtig, was du denkst!
Leider ist es so, dass die meisten Dinge von denen wir glauben, dass sie uns glücklich machen werden, uns nicht glücklich machen.
Oft glauben wir nur, dass uns etwas glücklich machen wird
TIM WILSON und DAN GILBERT haben in dem Zusammenhang den Begriff „Miswanting“ geprägt. Damit ist gemeint, dass wir die Bedeutung, die etwas in der Zukunft für uns haben wird, falsch einschätzen.
Die Gründe für diese Fehlannahme sind, dass
- unsere 1. Intuition oft völlig daneben liegt
- wir in Vergleichen denken
- unser Gehirn darauf ausgerichtet ist, sich anzupassen
- wir nicht realisieren, dass unser Gehirn darauf ausgerichtet ist, sich anzupassen
Schauen wir uns diese Fehleinschätzungen im Detail an:
Wir liegen mit unserem ersten Eindruck daneben:
Wir sprechen gerne vom Bauchgefühl, von unserer Intuition, doch vergessen dabei, dass wir damit absolut falsch liegen können. Denn was wir von optischen Täuschungen schon kennen, lässt sich letztendlich auch auf alle anderen Sinneseindrücke übertragen. Nur weil wir im ersten Moment denken, dass uns etwas glücklich machen wird, heißt das nicht, dass es uns auch wirklich glücklich machen wird.
Der Schein trügt – beide Kreise innen sind exakt gleich groß
Wir vergleichen ständig:
Für alles was wir bewerten, suchen wir uns unbewusst eine Referenz, mit der wir die Dinge abgleichen können – daraus ergibt sich, dass die Rahmenbedingungen letztendlich entscheiden. Und diese Bewertung aufgrund der Rahmenbedingungen kann völlig unterschiedlich ausfallen. Unsere Erwartungshaltung spielt hierbei eine große Rolle: Wenn wir den Sieg bei einem sportlichen Wettkampf nur knapp verpassen und auf dem 2. Platz landen, sind wir unglücklicher, als wenn wir völlig überraschend auf dem 3. Platz landen, obwohl wir überhaupt nicht mit einer Platzierung unter den Top 3 gerechnet hätten. (Mehr dazu findest du bei Medvec, die dazu Studien mit den Teilnehmern der Olympiade von 1992 durchgeführt hat).
Diesen Effekt kann man auch auf andere Bereiche übertragen. Die Zufriedenheit mit dem eigenen Gehalt hängt zum Beispiel nicht unwesentlich davon ab, wieviel die Kollegen verdienen.
Außerdem darf der Einfluss der sozialen Medien nicht unterschätzt werden: Denn unser Gehirn sucht sich seine Referenzen ohne einen besonders guten Filter aus – und im Vergleich schneiden selbst leider immer schlechter ab!
Sozialer Vergleich macht uns IMMER unglücklich – egal, ob wir uns mit Menschen vergleichen, denen es besser geht als uns oder mit Menschen, denen es schlechter geht als uns
Das Gehirn ist ein Gewohnheitstier
Unser Gehirn ist darauf ausgerichtet, sich anzupassen. Denn so kann es effizient arbeiten. Und es hat viele Vorteile, zum Beispiel, wenn sich unsere Augen an eine dunkle Umgebung gewöhnen.
Die Kehrseite der Medaille ist dabei allerdings, dass Neues dadurch schnell an Glanz verliert. Das neue Auto, auf das vielleicht lange gespart wurde, erscheint plötzlich gar nicht mehr so toll – unsere Wahrnehmung hat sich angepasst.
Und auch Emotionen können sich über die Zeit anpassen – So haben Untersuchungen gezeigt, dass das Glück in den ersten 2 Jahren nach der Hochzeit am größten ist – danach nimmt es ab.
Daniel Gilbert stellte dazu fest, dass vieles mit der Wiederholung seinen Zauber verliert – man denke an das erste „Mama“ des eigenen Kindes mit einem Jahr im Vergleich zum „MAAAMAA!“ des selben Kindes im Alter von 6 Jahren ;o)… (Mehr dazu findest du in seinem Buch „Stumbling on Happiness“).
Uns ist nicht bewusst, dass sich unser Gehirn stets anpasst. Und auch das führt wiederum zu falschen Einschätzungen. Denn es bedeutet letztendlich auch, dass wir uns nach negativen Erfahrungen erholen können. Eine Trennung oder eine verpasste Beförderung haben langfristig einen viel geringen Einfluss darauf, wie wir uns fühlen, als wir im Vorfeld annehmen, wenn wir uns diese Katastrophe ausmalen.
Was können wir dagegen tun?
Puh, unser Gehirn spielt uns also so manchen Streich, wenn es um unsere Wahrnehmung und unsere Erwartungen geht. Zum Glück können wir aber auch hier gegensteuern:
Schaffe dir Erinnerungen
Wir wissen jetzt, dass uns materielle Dinge nicht glücklich machen werden, da unser Gehirn dafür gemacht ist, sich anzupassen. Dadurch erscheinen uns die Dinge, die wir so sehr wollten mit der Zeit nicht mehr so attraktiv, wie wir im Vorfeld angenommen hätten. Um diese Anpassung zu vermeiden hilft es dem Glück auf die Sprünge, nicht in Dinge, sondern in Erlebnisse zu investieren. Das neue Auto verliert an Glanz und erinnert uns jeden Morgen, wenn wir einsteigen daran, dass es doch nicht so großartig ist, wie wir dachten – wie Dan Gilbert sagt:“ A new car sticks around to disappoint you!“ Der schöne Urlaub oder das gute Essen hingegen gehen vorbei – von ihnen bleibt nichts übrig, dass uns enttäuschen könnte – stattdessen verschaffen sie uns eine positive Erinnerung, an der wir uns lange erfreuen können. Und diese Erinnerungen lassen sich mit anderen teilen, was uns ebenfalls glücklicher macht.
Genieße den Moment
Wenn wir ganz bewusst den Moment genießen, können wir die Anpassung unseres Gehirns an die Umstände hinauszögern, da wir nicht so schnell auf Autopilot umschalten. Es gibt tolle und sehr alltagstaugliche Übungen, die man dazu verwenden kann. Eine Möglichkeit ist der positive Tagesrückblick. Dabei notierst du dir jeden Abend 3 Dinge, die gut waren und welchen Anteil du daran hattest. Dadurch durchlebst du nicht nur diese positiven Momente noch einmal, du schärfst auch deinen Blick für diese positiven Dinge im Alltag und wirst dadurch insgesamt zufriedener.
Notiere dir jeden Abend 3 Dinge, die dich glücklich gemacht haben
Auch bewusster Genuss ist eine gute Methode, im Moment zu bleiben. Wenn du isst, lass das Handy aus und genieße ganz bewusst deine Mahlzeit: Was schmeckst du? Wie ist die Konsistenz des Essens? Schmeckst du etwas süßes? Etwas salziges?
Prüfe deine Referenzen
„Früher war alles besser!“ ist wohl eines der typischsten Beispiele dafür, dass wir in Vergleichen nicht fair sind – weder mit uns selbst, noch mit den Umständen. Wenn du also zum Beispiel das Gefühl hast, dass dein alter Job besser war, als der neue, versetze dich ganz bewusst in die Situation zurück. Wie hast du dich in deinem alten Job gefühlt? Was waren die Gründe dafür, dass du gegangen bist? Das hilft dir, deine neue Situation realistischer einzuschätzen.
Ein weiterer Treiber für unser Unglück ist der soziale Vergleich. Die einfachste Gegenstrategie ist tatsächlich, den eigenen Social Media Konsum drastisch einzuschränken. Wenn es dir nicht gut tut – lass es sein, stundenlang durch deinen Feed zu scrollen (und du wirst überrascht sein, wieviel Zeit du plötzlich hast ;o)…)
Dankbarkeit ist ebenfalls ein tolles Gegenmittel gegen Neid. Notiere die jeden Tag 3 Dinge, für die du dankbar bist.
Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, dein Glück selbst in die Hand zu nehmen. Dabei ist es unter anderem sehr wertvoll, die eigenen Werte, Stärken und Ziele genau zu kennen, um daran den persönlichen Kompass auszurichten. Wenn du dir Unterstützung dabei wünschst, deine Werte, Stärken und Ziele herauszufinden, schau gerne hier nach einem passenden Angebot für dich. Im August 2021 biete ich zum Beispiel einen Workshop zum Thema „Mein Lebensbaum“ an, in dem wir einen Blick auf diese Lebensthemen werfen.
[WERBUNG unbezahlt]
Wenn du noch tiefer in das Thema „Better Wanting“ einsteigen möchtest, empfehle ich dir von Herzen diesen Kurs der Yale Universität: „The Science of Well-Being“ https://www.coursera.org/learn/the-science-of-well-being
Liebe Kathi, ein toller Beitrag mit vielen Tipps, die jede*r von uns aktiv jeden Tag beherzigen kann. Dankbarkeit für kleine Dinge schafft wirklich viel Bewusstsein und sorgt für ganz viel Zufriedenheit. Gerade diese ist viel wichtiger als Glück, dem man permanent hinterherläuft. Freu mich auf weitere Blogartikel von dir!!